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1. Erzählungen aus der neuesten Geschichte (1815 - 1881) - S. 77

1877 - Oldenburg : Stalling
77 dieser Wahl mit solcher Entschiedenheit, da, da Defsolles ihm widerstrebte, Decazes als erster Minister an die Spitze der Geschfte gelangte (19. Nov. I81i>). Sein Streben war, weder die Ultra's noch die Liberalen allzu mchtig werden zu lassen, sondern einen Mittelweg einzuschlagen, um beide Par-teien zu befriedigen. Bald aber sollte ihn ein erschtterndes Ereigni von der begonnenen Bahn abrufen. Ein Sattlergehlfe, Namens Louvel, durch das Lesen revolutionrer Schriften von glhendem Hasse gegen die Bour-bonen entflammt, in denen er die Feinde und Unterdrcker Frankreichs erkannte, fate den wahnsinnigen Entschlu, sein Vaterland durch Ermordung desjenigen Prinzen zu erlsen, auf welchem bei der Kinderlosigkeit Angouleme's die Hoffnung der regierenden Linie beruhte. Der Herzog von Berry hatte sich am 13. Febr. 1820 mit seiner Gemahlin in die Oper begeben. Die Herzogin wnschte vor Beendigung der Vor-stellung nach Hause gebracht zu werden. Der Herzog fhrte sie zu ihrem Wagen; aber in dem Augenblick nahte sich ihm Louvel und stie ihm einen Dolch mit solcher Heftigkeit in die Brust, da derselbe bis an den Griff eindrang. Der Mrder ward alsbald ergriffen. Als der Herzog nach der Wunde griff und das zurckgebliebene Eisen fhlte, rief er aus: Ich bin ein Mann des Todes!" und ahnte sein Schick-sal. Seine Gemahlin strzte herbei und ihre Kleider wurden vom Blute ihres Gatten berstrmt. Man brachte den Prin-zen in einen an die knigliche Loge stoenden Saal, seine Ver-wandten eilten herbei. Um Unruhen zu verhten, lie man die Vorstellung fortdauern, und so begleitete denn die Musik der Oper und des Ballets den Todeskampf des Sterbenden, der, ergeben in den Willen der Vorsehung, eine seltene Gro-muth des Charakters bekundete. Er verlangte nach einem Priester und rief dann Alle um Verzeihung an, die er in feinem Leben auf irgend eine Weise verletzt haben knnte. Er trftete feine verzweifelnde Gattin und bat den König um Begnadigung feines Mrders. Seine kleine Tochter segnend, sagte er: Mchtest du glcklicher als deine Angehrigen fein!" Sein letzter Seufzer war von dem einftimmigen Klagelaut feiner Familie begleitet. Als das erste Morgengrauen in das matt erleuchtete Gemach siel, kniete der greife König an dem

2. Erzählungen aus der Griechischen Geschichte in biographischer Form - S. 26

1873 - Oldenburg : Stalling
26 Oedipus Schwager, die Negierung von Theben. Aber der Fluch der Götter ruhte noch nicht im thebanischen Königshause. Kreon ließ den Leichnam des Eteokles bestatten, befahl aber bei Todesstrafe, den Leichnam des Polynikes unbeerdigt liegen zu lassen, den Hunden und Vögeln zum Fraß. Nun gebot eine fromme Sitte den Griechen, keinen Todten unbestattet zu lassen, weil er sonst nach ihrer Vorstellung in der Unterwelt nicht zur Ruhe gelangen konnte. Antigone fühlte sich in ihrem Herzen verpflichtet, die Satzungen der Götter höher zu achten, als die Befehle eines irdischen Königs. Sie bestattete heimlich den Leichnam ihres Bruders, ward aber alsbald auf der That ertappt und vor den König geführt. Furchtlos bekannte sie ihre That und ihren Grundsatz. Der strenge Herrscher verurtheilte sie und ließ sie abführen, um lebendig eingemauert zu werden. Da erschien der blinde Seher Tiresias und änderte t / durch seine unheilvollen Prophezeiungen des Königs harten st, / Sinn. Kreon eilte jetzt, Antigone zu befreien. Allein zu spät! I ^ In ihrer Verzweiflung hatte sich die Jungfrau bereits mit Hülfe ihres Schleiers erhenkt, und ihr Bräutigam Hämon, Kreons Sohn, durchbohrte sich bei dem Anblick des herannahenden grausamen Vaters mit dem Schwerte. Vom tiefsten Schmerze überwältigt über den herben Verlust, den ihm sein Starrsinn bereitet, ging er nach Hause, wo neuer Jammer seiner harrte: seine Gattin Eurydice, von Antigonens und Hämons Ende schon benachrichtigt, hatte sich selbst den Tod gegeben und lag in ihrem Blute da. Zu spät erkannte Kreon, daß der Starrsinn, mit dem er seinen Willen den ewigen Satzungen der Götter entgegengestellt, den Untergang seines Hauses herbeigeführt hatte. Es blieb ihm nichts übrig, als mit Ergebung zu er- tragen, was ihm das Schicksal auferlegte. Der Trojanische Krieg. /t (1194—1184 v. Chr.) 1. Oie Hochzeit des peleus und der Thetis. Als Peleus, König von Pythia in Thessalien seine Vermählung nrit der Meergöttin Thetis feierte, waren alle Götter und Göttinnen zum Feste eingeladen, außer Eris,

3. Erzählungen aus der Griechischen Geschichte in biographischer Form - S. 29

1873 - Oldenburg : Stalling
29 3. Der Kampf vor Troja. Troja war eine stark befestigte Stadt in Kleinasien, welche die Griechen nicht beim ersten Angriff erobern konnten, vielmehr zu einer förmlichen Belagerung schreiten mußten. Bald gingen ihnen die Vorräthe auf, und sie sahen sich ge- nöthigt, große Abtheilungen des Heeres abzusenden um durch Plünderung der nahe liegenden Inseln und Gegenden dem Mangel abzuhelfen. Die Trojaner hatten inzwischen ihre Bundesgenossen zu sich berufen und leisteten tapfern Wider- stand. Die Griechen schlugen ein befestigtes Lager auf, das aus hölzernen mit Rasen oder Schilf überdeckten Hütten bestand. Die Anführer kämpften auf Streitwagen, die mit zwei oder drei Rosien bespannt waren, die Gemeinen, zu Fuß; Reiter gab es noch nicht. Die Angriffswaffen waren Lanzen, Schwerter, Wurfspieße, Bogen und Schleuder: die Schuß- waffen bestanden in einem Helm, einem Brustharnisch und in Beinschienen - von Erz, so wie in einem Schilde, der ge- wöhnlich von Ochsenhaut, doch oft mit Erz überzogen war. Die Brust war durch einen Harnisch geschützt, an den sich ein Gürtel anschloß; die Beine waren durch eherne Schienen geschirmt. Die Schlachten wurden nicht durch den Kampf der gemeinen Soldaten, sondern durch die Einzelkämpfe der anführenden Helden entschieden. Von den ersten neun Jahren des Krieges wissen wir sehr wenig, und nur die Geschichte des letzten Jahres ist uns aus den Gedichten Homers, der diese Kämpfe in einem Heldengedicht, die Ilias genannt, be- sungen hat, bekannt. 4 Die griechischen Heiden aus dem Trojanischen Kriege. Außer Agamemnon und Menelaos war es noch eine Reihe von Griechischen Helden, die sich im Kampfe vor Troja auszeichneten. Vor allen ragte durch Tapferkeit, Schön- heit und Schnelligkeit Achilles hervor, der Sohn des Peleus und der Meergöttin Thetis. Nach seiner Geburt wollte ihm seine Mutter die Unsterblichkeit verleihen und tauchte daher ohne Wissen des Peleus bei nächtlicher Weile den Knaben in ein Feuer, um das Sterbliche an ihm zu ver- tilgen, des Tags aber übersalbte sie ihn mit Ambrosia. Doch v (

4. Erzählungen aus der Griechischen Geschichte in biographischer Form - S. 30

1873 - Oldenburg : Stalling
V' "W Z 3ö - Peleus lauerte ihr einst auf, und als er den Knaben über dem Feuer zappeln sah, schrie er laut auf und hinderte Thetis, ihr Vorhaben ganz zu vollenden. Diese verließ nun den Peleus, um nie wieder das Haus des sterblichen Gemahls zu besuchen, und tauchte hinab in die Tiefe des Meeres zu ihrem Vater und ihren Schwestern. Achilles aber war durch das Feuer unverwundbar geworden bis auf die Fersen, an denen ihn seine Mutter gehalten hatte, und die deshalb von dem Feuer nicht berührt worden waren. Peleus brachte seinen Sohn zum weisen Chiron, um ihn zu einem Helden heranzubilden. Dieser nährte ihn mit den Eingeweiden der Löwen und dem Marke der Eber und Bären, wodurch er stark und kräftig wurde. Dem Achilles war vom Schicksal ein doppeltes Loos bestimmt worden: entweder sollte er fern von Waffen und Kämpfen, aber auch unberühmt, in hohem Alter in der Heimath sterben, oder in der Blüthe der Jahre mit unsterblichem Kriegsruhm gekrönt, in der Fremde fallen. Zwischen beiden Lebensloosen hatte er die Wahl. Nun hatte Kalchas, der Wahrsager im Griechischen Heere, verkündigt, daß Troja ohne Achilles nicht erobert werden könnte. Thetis aber wünschte aus mütterlicher Liebe ihren Sohn vor dem Kriege zu bewahren, damit er, wenn auch ohne Heldenruhm, in Ruhe und Frieden seine Tage verleben könnte, und brachte ihn daher zum König.lykomedes auf die Insel Skyros, wo er in Mädchenkleidern mit den Töchtern des Königs erzogen ward. Als der Ruf von dem Zuge der Griechen gegen Troja erscholl, und die Fürsten auch ihn zur Theil- nahme auffordern wollten, blieb ihnen sein Aufenthalt lange verborgen, bis es endlich dem schlauen Odysseus gelang, ihn aufzufinden und zum Kampfe zu bestinimen. Als Kaufmann verkleidet, kam er nach der Insel Skyros an den Hof des Lykomedes, und breitete vor den Mädchen schöne Bänder, Armspangen, Ringe und andere Putzsachen aus, darunter aber auch Waffen. Die Töchter des Lykomedes griffen nach den Schinucksachen, Achilles nach den Waffen. Da- durch verrieth er sein Geschlecht, und der ruhmbegierige Jüngling folgte gern der Einladung des Odysseus zum Zuge nach Troja. Dort war sein Heldenarm den Griechen von wesentlichem Nutzen: er allein erlegte eine Menge von Fein-

5. Erzählungen aus der Griechischen Geschichte in biographischer Form - S. 31

1873 - Oldenburg : Stalling
31 den und verwüstete drei und zwanzig Städte. Leider aber brach im zehnten Jahre des Krieges zwischen ihm und dem Völkerfürsten Agamemnon, der ihm seinen Antheil an der Beute, die schöne Sclavin Briseis^ entriß, ein verderblicher Zwist aus, der damit endigte, daß sich Achilles mit den Schaa- ren seiner Myrmidonen, die er aus dem Phthierlande gegen Troja geführt hatte, von den übrigen Griechen gänzlich trennte, und von allen Kämpfen gänzlich fern hielt. So lag er denn thatenlos im Zelte, mit den Klängen der Cither sich die Zeit vertreibend, sah ruhig dem Kampfe zu, der schon in der Nähe des Griechischen Lagers tobte, ihn rührte nicht die Noth seiner Landsleute, und vergebens waren die Worte des beredten Odysseus, der mit anderen Helden von Agamemnon gesandt, durch Bitten und Verheißungen den grollenden Göttersohn zu versöhnen suchte. Schon hatte er beschlossen, in weniger Tage Frist zum heimathlichen Phthierlande zurückzusegeln, als ihn der Tod des geliebten Freundes Patroklos aus seiner trägen Ruhe riß. Patroklos war in Achilles Rüstung gegen die Troer zum Streite gezogen, diese glaubten den Achilles selbst zu schauen, flohen nach der Stadt, und viele sanken unter den Händen des verfolgenden Helden. Doch zu weit ließ er sich von seiner Kampflust fortreißen: der gewaltige Hektar selbst stellte sich ihm entgegen, und Patroklos erlag ihm im Streit. Als Achilles die Leiche des theueren Gefährten sah, ward es Nacht vor seinen Augen, mit beiden Händen griff er nach dem schwarzen Staube und bestreute Haupt, Antlitz und Ge- wand. Dann warf er sich, so riesig er war, zu Boden und raufte sich das Haupthaar aus, und sein Jammergeheul schallte so fürchterlich in die Lüste hinaus, daß seine Mutter die Stimme des Weinenden vernahm und aus dem Meer auf- tauchend zu ihrem Sohne eilte. Hier hörte sie sein Leid und seinen Entschluß, den gefallenen Freund zu rächen. Da aber seine Rüstung in Hektors Hände gerathen war, begab sich die Meergöttin selbst in die Wohnung des Hephästos, des Schmiedegottes, der auf ihre Bitten dem Achilles eine neue prächtige Rüstung verfertigte. Am bewundernswürdigsten war der Schild: auf der Wölbung desselben bildete er die Erde, das wogende Meer, den Himmel, mit Sonne, Mond

6. Erzählungen aus der Griechischen Geschichte in biographischer Form - S. 35

1873 - Oldenburg : Stalling
35 gen. Dann ließ Achilles fern und ungesehen vom Vater, den Leichnam waschen, salben und bekleiden. Er selbst legte ihn auf ein unterbreitetes Lager, rief, während die Freunde den Todten auf den mit Maulthieren bespannten Wagen hoben, den Namen seines Freundes an und sprach: „Zürne und eifere mir nicht, Patroklos, wenn du etwa in der Nacht der Unterwelt vernimmst, daß ich Hektars Leiche seinem Vater zurückgebe! Er hat kein unwürdiges Lösegeld gebracht, und auch dir soll dein Antheil werden." Nun kehrte er zurück ins Zelt, setzte sich dem König wieder gegenüber und sprach: „Siehe, dein Sohn ist jetzt ge- löst, o Greis, wie du es gewünscht hast; er liegt in ehrbare Gewänder eingehüllt. Sobald der Morgen sich röthet, magst du ihn schauen und davon führen. Jetzt aber laß uns der Nachtkost gedenken, du hast noch Zeit genug, deinen lieben Sohn zu beweinen, wenn du ihn zur Stadt gebracht hast, denn wohl verdient er viele Thränen." Darauf ließ Achilles ein Mahl bereiten, und bewirthete seinen Gast. Während des Mahles staunte Priamos über Wuchs und Gestalt des Helden, und dieser bewunderte seinerseits das würdevolle Antlitz und die weise Rede des Greises. Darauf ward ihm ein Lager in der Halle bereitet, und nachdem ihm Achilles eine Waffenruhe von eilf Tagen zur Bestattung des edlen Hektor verhießen hatte, legten sich beide schlafen. Vor An- bruch des Tages aber weckte Hermes den Greis, und mahnte ihn zur Rückfahrt nach Troja, die er unter dem Schutze des Gottes glücklich vollendete und darauf die nöthigen Anstalten zur Bestattung seines Sohnes traf. Bald entbrannte der Kampf von neuem; Achilles erschlug viele Feinde und verfolgte die Trojaner bis vor die Stadt. Hier schickte er sich an, die Thorflügel aus den Angeln zu heben, als Apollo, den Troern günstig gesinnt, vom Olymp herabstieg und dem Helden zurief, vom Kampfe abzulassen. Doch Achilles verachtete die Warnung des Gottes; da ver- hüllte sich der zürnende Apollo in ein schwarzes Gewölk, legte einen Pfeil aus seinen Bogen und schoß aus dem Nebel dem Peliden in die verwundbare Ferse, daß er wie ein Thurm zu Boden stürzte. Er zog den Pfeil aus der Wunde, das schwarze Blut quoll heraus; dennoch erhob er sich mit einem 3 *

7. Erzählungen aus der Griechischen Geschichte in biographischer Form - S. 37

1873 - Oldenburg : Stalling
37 den Schätzen den Frieden, verleugnete seine Freundschaft mit dem Könige Priamos und überlieferte die anvertrauten Kostbar- keiten und den Polhdoros selbst an Ajax. Auf einem an- deren Kriegszuge erbeutete sich Ajax die durch Schönheit und Edelsinn bekannte Tekmessa, die er wie eine Gemahlin schätzte. In den Feldschlachten gegen die Troer bewies er stets eine unwiderstehliche Tapferkeit und stand mit seinem aus sieben über einander geschichteten Stierhäuten verfertigten Schilde wie ein Thurm im Kampfe, weshalb er auch der „Hort der Achäer" genannt wird. So hielt er einst und mit ihm ein anderer Held, auch Ajax genannt, der Sohn des Oileus, den Andrang des wüthenden Hektor und der Troer ab, als diese schon bis zu dem Schiffslager gedrungen waren. Beide Ajax nahmen kein glückliches Ende. Der Sohn des Oileus hatte bei der Eroberung von Troja die Kassandra, die weissagende Tochter des Priamos, am Altare der Athene (Minerva) nicht verschont, daher sandte ihm die beleidigte Göttin auf der Rückfahrt einen Sturm, der sein Schiff und ihn selbst zerschmetterte. — Der Telamonier Ajax fand seinen Untergang durch eigene Hand im grimmen Hasse gegen Odysseus. Odysseus, König der Insel Jthaka und Dulichion im jonischen Meere, zeichnete sich nicht sowohl durch Tapferkeit als durch Beredtsamkeit, Schlauheit und Erfindungsgabe aus. Er war anfänglich nicht geneigt nach Troja zu ziehen, denn es war ihm geweissagt, daß er erst nach zwanzig Jahren sein Vaterland Wiedersehen sollte. Daher stellte er sich wahn- sinnig und pflügte in verstelltem Wahnsinn einen kahlen Felsen. Aber Palamedes, der auch sonst dem Agamem- non viele Fürsten für seinen Zug nach Troja gewann, merkte die List und legte ihm seinen kleinen Sohn Telemachos vor den Pflug, worauf der Vater, um den Sohn nicht zu ver- letzen, vorsichtig umlenkte und sich dadurch verrieth. Nun half kein weiterer Vorwand, und er zog mit seinen Schiffen nach Troja. Einst ging er mit seinem Freunde Diomedes- im Dunkel der Nacht auf Kundschaft aus nach dem Lager der Troer. Auf dem Wege begegnete ihnen Dolon, ein Späher der Feinde. Diesen forschte Odysseus aus, und er- fuhr von ihm, daß eben Rhesos, ein Thrakischer Fürst, mit

8. Erzählungen aus der Griechischen Geschichte in biographischer Form - S. 38

1873 - Oldenburg : Stalling
38 herrlichen Rossen im Lager cher Troer angelangt sei. Nach- dem sie den Späher getödtet hatten, zogen sie weiter und fanden die schlafende Schaar der Thrakier mit den Rossen. Hier richteten sie ein gräßliches Gemetzel unter den Schlafen- den an und führten alsdann die Rosse glücklich ins griechische Lager. Als alle Tapferkeit Troja einzunehmen nicht ver- mochte, war es Odysseus, der den Rath gab, das hölzerne Pferd zu bauen, und durch diese List gelang die Eroberung der Stadt. Nach dem Tode des Achilles erhob sich zwischen Odysseus und dem Telamonier Ajax Streit um die herrliche Rüstung des Göttersohnes, und als die Schiedsrichter sie dem Odysseus zusprachen, entbrannte Ajax von Rache gegen den Widersacher. Doch Athene schlug ihn mit Wahnsinn, und statt unter die Griechen siel der Verblendete unter eine Heerde Schafe, die er niedermachte. Bald aber nahm die Göttin den Wahn von ihm, und nun sah der Held seine Schmach, daß er statt seiner Feinde harmlose Thiere zerfleischt hatte. Vor Verzweiflung stürzte er sich in sein eigenes Schwert. Den Odysseus aber hielten zehnjährige Irrfahrten von der Heimath entfernt. Als Muster der Weisheit und Klugheit steht im Griechi- schen Heere der alte, ehrwürdige Nestor da, König von Pylos in Messinien. Er war der älteste der Griechischen Fürsten und lebte schon im dritten Menschenalter. Fehlte ihm auch die jugendliche Kraft, das Schwert und den Speer zu schwingen, so war er doch hochgeehrt im Heere wegen seines klugen Rathes und seiner Erfahrungen, wodurch er alle jüngeren Helden übertraf. Seinen Rath wußte er mit solcher Beredtsamkeit zu empfehlen, daß man sagte, ihm fließe süßer als Honig vom Munde die Rede. Er allein kam von allen Griechen ohne Unfall in der Heimath an und erreichte ein Alter von neunzig Jahren. Auch Diomedes, der Sohn des Tydeus, gehörte zu den tapfersten Helden und erfreute sich im Kampfe des be- sondern Schutzes der Göttin Athene, so daß er einst in der

9. Erzählungen aus der Griechischen Geschichte in biographischer Form - S. 40

1873 - Oldenburg : Stalling
40 zu schmähen, doch Odysseus tadelte den Lästerer und schlug ihn mit seinem Scepter, daß sich blutige Schwielen auf dem getroffenen Rücken erhoben, zum großen Gelächter der übrigen Griechen, die seine schmerzhafte Miene sahen. Als einst Thersites sich erdreistete, sogar den göttlichen Achilles zu lästern, ward er von diesem getödtet. 3. Paris Kampf mit Menelaos. Das Heer, auf Nestors Rath nach Volksstämmen ge- ordnet, stand in Schlachtordnung, als man endlich den Staub der aus ihren Mauern heranziehenden Trojaner gewahr wurde. Nun setzten sich auch die Griechen in Bewegung. Als beide Heere einander nahe genug waren, daß der Kampf beginnen konnte, schritt aus der Nähe der Trojaner der Königs- sohn Paris vor, in ein buntes Pantherfell gekleidet, den Bogen um die Schulter gehängt, sein Schwert an der Seite, und indem er zwei spitze Lanzen schwenkte, forderte er den tapfersten aller Griechen heraus, mit ihm den Zwei- kampf zu wagen. Als diesen Menelaos aus den sich heraus- wälzenden Schaaren hervorspringen sah, freute er sich wie ein junger Löwe, dem eine ansehnliche Beute, ein Gemsbock oder ein Hirsch in den Weg kommt, und schnell sprang er in voller Rüstung von seinem Wagen zur Erde herab, den frevelhaften Dieb seines Hauses zu bestrafen. Dem Paris graute beim Anblick eines solchen Gegners, und er entzog sich dem Kampfe erblassend und in das Gedränge seiner Landsleute zurückfahrend, als hätte er eine Natter gesehen. Als ihn Hektor so in die Menge der Trojaner zurücktauchen sah, rief er ihm voll Unmuth zu: „Bruder, du bist doch nur von Gestalt ein Held, in Wahrheit aber nichts als ein weibi- scher, schlauer Verführer. Wärest du lieber gestorben, ehe du um Helena gebuhlt! Siehst du nicht, wie die Griechen ein Gelächter erheben, daß du es nicht wagest, dem Manne Stand zu halten, dem du die Gattin gestohlen hast? Du wärest werth, zu erfahren, an welchem Manne du dich ver- sündigt, und ich würde dich nicht bemitleiden, wenn du dich verwundet auf dem Boden wälztest und der Staub dein zier- liches Lockenhaar besudelte." Paris aber antwortete ihm:

10. Erzählungen aus der Griechischen Geschichte in biographischer Form - S. 44

1873 - Oldenburg : Stalling
44 Auf dem Kampfplatze durchstürmte Menelaos noch immer wie ein Raubthier das Heer, den verschwundenen Paris aus- spähend: aber weder ein Trojaner noch ein Grieche konnte ihm den Fürsten zeigen, und doch hätten sie ihn gewiß nicht verhehlt, denn er war Beiden zuwider wie der Tod. End- lich erhob Agamemnon seine Stimme und sprach: ,,Höret mein Wort, ihr Dardaner und Griechen! Menelaos ist der offenbare Sieger. So gebet uns denn jetzt Helena sammt den Schätzen zurück und bezahlet uns für alle Folgezeit einen Tribut!" Die Argiver nahmen diesen Vorschlag mit Jubel auf, die Trojaner schwiegen. Bald entbrannte, da sich die Trojaner zum Bruche des Bündnisses verleiten ließen, der Kampf von neuem. 6. Hektar und Ajar im Lweikamps. Als einst die Göttin Athene vom Olymp herab die beiden Brüder Hektor und Paris zum Kampfe hineilen sah, flog sie stürmisch hinunter zur Stadt Troja. An des Zeus Buche begegnete ihr Apollo, der von der Zinne der Burg, von wo er die Schlacht der Trojaner lenkte, daher kam, und seine Schwester anredete: ,,Welch ein heftiger Eifer treibt dich vom Olymp herunter, Pallas? Bist du noch immer auf den Fall der Trojaner bedacht, Erbarmungslose? Wolltest du mir doch gehorchen und für heute den Entscheidungskampf ruhen lassen. Ein andermal mögen sie die Feldschlacht erneuern, weil ihr, du und Hera, doch nicht ruhet, bis ihr die hohe Stadt Troja verwüstet habt!" Ihm antwortete Athene: „Fernhintreffer, es sei, wie du sagst; und in derselben Absicht bin ich auch vom Olymp herabgekommen. Aber sage mir, wie gedenkst du den Männerkampf zu stillen?" — „Wir wollen," sprach Apollo, „dem gewaltigen Hektor seinen Muth noch steigern, daß er einen der Danaer zum entscheidenden Zweikampf herausfordert, laß uns dann sehen, was diese thun " Athene war damit zufrieden. Das Gespräch der Unsterblichen hatte der Seher Helenos in seiner Seele vernommen; eilig trat er zu Hektor und sprach: „Weiser Sohn des Priamos, wolltest du diesmal meinem Rathe gehorchen, der ich dein liebender Bruder bin?
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