77
dieser Wahl mit solcher Entschiedenheit, da, da Defsolles ihm widerstrebte, Decazes als erster Minister an die Spitze der Geschfte gelangte (19. Nov. I81i>). Sein Streben war, weder die Ultra's noch die Liberalen allzu mchtig werden zu lassen, sondern einen Mittelweg einzuschlagen, um beide Par-teien zu befriedigen. Bald aber sollte ihn ein erschtterndes Ereigni von der begonnenen Bahn abrufen.
Ein Sattlergehlfe, Namens Louvel, durch das Lesen revolutionrer Schriften von glhendem Hasse gegen die Bour-bonen entflammt, in denen er die Feinde und Unterdrcker Frankreichs erkannte, fate den wahnsinnigen Entschlu, sein Vaterland durch Ermordung desjenigen Prinzen zu erlsen, auf welchem bei der Kinderlosigkeit Angouleme's die Hoffnung der regierenden Linie beruhte. Der Herzog von Berry hatte sich am 13. Febr. 1820 mit seiner Gemahlin in die Oper begeben. Die Herzogin wnschte vor Beendigung der Vor-stellung nach Hause gebracht zu werden. Der Herzog fhrte sie zu ihrem Wagen; aber in dem Augenblick nahte sich ihm Louvel und stie ihm einen Dolch mit solcher Heftigkeit in die Brust, da derselbe bis an den Griff eindrang. Der Mrder ward alsbald ergriffen. Als der Herzog nach der Wunde griff und das zurckgebliebene Eisen fhlte, rief er aus: Ich bin ein Mann des Todes!" und ahnte sein Schick-sal. Seine Gemahlin strzte herbei und ihre Kleider wurden vom Blute ihres Gatten berstrmt. Man brachte den Prin-zen in einen an die knigliche Loge stoenden Saal, seine Ver-wandten eilten herbei. Um Unruhen zu verhten, lie man die Vorstellung fortdauern, und so begleitete denn die Musik der Oper und des Ballets den Todeskampf des Sterbenden, der, ergeben in den Willen der Vorsehung, eine seltene Gro-muth des Charakters bekundete. Er verlangte nach einem Priester und rief dann Alle um Verzeihung an, die er in feinem Leben auf irgend eine Weise verletzt haben knnte. Er trftete feine verzweifelnde Gattin und bat den König um Begnadigung feines Mrders. Seine kleine Tochter segnend, sagte er: Mchtest du glcklicher als deine Angehrigen fein!" Sein letzter Seufzer war von dem einftimmigen Klagelaut feiner Familie begleitet. Als das erste Morgengrauen in das matt erleuchtete Gemach siel, kniete der greife König an dem
TM Hauptwörter (50): [T10: [Volk König Mann Leben Zeit Land Mensch Krieg Feind Vaterland], T43: [König Held Sohn Mann Schwert Ritter Hand Tod Vater Feind], T31: [König Ludwig Karl Sohn Maria Frankreich Kaiser Tod England Philipp]]
TM Hauptwörter (100): [T1: [König Held Herz Mann Volk Siegfried Land Lied Hand Tod], T8: [König Paris Regierung Minister Parlament Volk Frankreich Kammer Mitglied Verfassung], T52: [Mensch Leben Volk Gott Geist Zeit Religion Mann Glaube Herz], T20: [König Sohn Maria Heinrich Tochter Karl Herzog England Haus Gemahlin], T39: [Kind Vater Mutter Frau Mann Haus Jahr Eltern Sohn Knabe]]
TM Hauptwörter (200): [T73: [König Paris Parlament Partei Frankreich Volk Regierung Nationalversammlung Republik Robespierre], T59: [Tod Leben Volk Herz Freund Mann Wort König Tag Feind], T190: [Odysseus König Held Sohn Troja Vater Schiff Agamemnon Insel Theseus], T50: [Haus Pferd Bauer Herr Wagen Mann Tag Kind Weg Leute], T54: [Staat Zeit Volk Deutschland Leben Reich Jahrhundert Macht Entwicklung Gebiet]]
26
Oedipus Schwager, die Negierung von Theben. Aber der
Fluch der Götter ruhte noch nicht im thebanischen Königshause.
Kreon ließ den Leichnam des Eteokles bestatten, befahl aber
bei Todesstrafe, den Leichnam des Polynikes unbeerdigt liegen
zu lassen, den Hunden und Vögeln zum Fraß. Nun gebot
eine fromme Sitte den Griechen, keinen Todten unbestattet zu
lassen, weil er sonst nach ihrer Vorstellung in der Unterwelt
nicht zur Ruhe gelangen konnte. Antigone fühlte sich in ihrem
Herzen verpflichtet, die Satzungen der Götter höher zu achten,
als die Befehle eines irdischen Königs. Sie bestattete heimlich
den Leichnam ihres Bruders, ward aber alsbald auf der
That ertappt und vor den König geführt. Furchtlos bekannte
sie ihre That und ihren Grundsatz. Der strenge Herrscher
verurtheilte sie und ließ sie abführen, um lebendig eingemauert
zu werden. Da erschien der blinde Seher Tiresias und änderte
t / durch seine unheilvollen Prophezeiungen des Königs harten
st, / Sinn. Kreon eilte jetzt, Antigone zu befreien. Allein zu spät!
I ^ In ihrer Verzweiflung hatte sich die Jungfrau bereits mit Hülfe
ihres Schleiers erhenkt, und ihr Bräutigam Hämon, Kreons
Sohn, durchbohrte sich bei dem Anblick des herannahenden
grausamen Vaters mit dem Schwerte. Vom tiefsten Schmerze
überwältigt über den herben Verlust, den ihm sein Starrsinn
bereitet, ging er nach Hause, wo neuer Jammer seiner harrte:
seine Gattin Eurydice, von Antigonens und Hämons Ende
schon benachrichtigt, hatte sich selbst den Tod gegeben und lag in
ihrem Blute da. Zu spät erkannte Kreon, daß der Starrsinn,
mit dem er seinen Willen den ewigen Satzungen der Götter
entgegengestellt, den Untergang seines Hauses herbeigeführt
hatte. Es blieb ihm nichts übrig, als mit Ergebung zu er-
tragen, was ihm das Schicksal auferlegte.
Der Trojanische Krieg. /t
(1194—1184 v. Chr.)
1. Oie Hochzeit des peleus und der Thetis.
Als Peleus, König von Pythia in Thessalien seine
Vermählung nrit der Meergöttin Thetis feierte, waren alle
Götter und Göttinnen zum Feste eingeladen, außer Eris,
TM Hauptwörter (50): [T43: [König Held Sohn Mann Schwert Ritter Hand Tod Vater Feind], T37: [Gott Mensch Herr Herz Leben Wort Welt Himmel Tag Hand], T10: [Volk König Mann Leben Zeit Land Mensch Krieg Feind Vaterland]]
TM Hauptwörter (100): [T88: [Sohn Vater König Tod Kaiser Tochter Bruder Jahr Mutter Gemahlin], T17: [Gott Herr Mensch Wort Leben Herz Welt Hand Vater Himmel], T22: [Gott Zeus Sohn Tempel Göttin König Held Mensch Opfer Erde], T68: [Gericht Recht Richter König Strafe Gesetz Urteil Sache Person Verbrechen]]
TM Hauptwörter (200): [T120: [Gott Göttin Zeus Tempel Sohn Gottheit Priester Erde Mensch Opfer], T190: [Odysseus König Held Sohn Troja Vater Schiff Agamemnon Insel Theseus], T116: [Vater Kind Mutter Sohn Bruder Herr Mann Auge Frau Hand], T81: [Herz Himmel Gott Welt Lied Leben Auge Erde Land Nacht], T177: [Volk Recht Gesetz Freiheit Land Strafe Mensch Gewalt Leben Staat]]
29
3. Der Kampf vor Troja.
Troja war eine stark befestigte Stadt in Kleinasien,
welche die Griechen nicht beim ersten Angriff erobern konnten,
vielmehr zu einer förmlichen Belagerung schreiten mußten.
Bald gingen ihnen die Vorräthe auf, und sie sahen sich ge-
nöthigt, große Abtheilungen des Heeres abzusenden um durch
Plünderung der nahe liegenden Inseln und Gegenden dem
Mangel abzuhelfen. Die Trojaner hatten inzwischen ihre
Bundesgenossen zu sich berufen und leisteten tapfern Wider-
stand. Die Griechen schlugen ein befestigtes Lager auf, das
aus hölzernen mit Rasen oder Schilf überdeckten Hütten bestand.
Die Anführer kämpften auf Streitwagen, die mit zwei oder
drei Rosien bespannt waren, die Gemeinen, zu Fuß; Reiter
gab es noch nicht. Die Angriffswaffen waren Lanzen,
Schwerter, Wurfspieße, Bogen und Schleuder: die Schuß-
waffen bestanden in einem Helm, einem Brustharnisch und
in Beinschienen - von Erz, so wie in einem Schilde, der ge-
wöhnlich von Ochsenhaut, doch oft mit Erz überzogen war.
Die Brust war durch einen Harnisch geschützt, an den sich
ein Gürtel anschloß; die Beine waren durch eherne Schienen
geschirmt. Die Schlachten wurden nicht durch den Kampf
der gemeinen Soldaten, sondern durch die Einzelkämpfe der
anführenden Helden entschieden. Von den ersten neun Jahren
des Krieges wissen wir sehr wenig, und nur die Geschichte
des letzten Jahres ist uns aus den Gedichten Homers, der
diese Kämpfe in einem Heldengedicht, die Ilias genannt, be-
sungen hat, bekannt.
4 Die griechischen Heiden aus dem Trojanischen Kriege.
Außer Agamemnon und Menelaos war es noch eine
Reihe von Griechischen Helden, die sich im Kampfe vor
Troja auszeichneten. Vor allen ragte durch Tapferkeit, Schön-
heit und Schnelligkeit Achilles hervor, der Sohn des
Peleus und der Meergöttin Thetis. Nach seiner Geburt
wollte ihm seine Mutter die Unsterblichkeit verleihen und
tauchte daher ohne Wissen des Peleus bei nächtlicher Weile
den Knaben in ein Feuer, um das Sterbliche an ihm zu ver-
tilgen, des Tags aber übersalbte sie ihn mit Ambrosia. Doch
v (
TM Hauptwörter (50): [T43: [König Held Sohn Mann Schwert Ritter Hand Tod Vater Feind], T16: [Auge Kopf Körper Hand Haar Fuß Gesicht Blut Haut Brust]]
TM Hauptwörter (100): [T82: [Hand Pferd Schwert Fuß Schild Kopf Waffe Lanze Ritter Mann], T22: [Gott Zeus Sohn Tempel Göttin König Held Mensch Opfer Erde], T23: [Stadt Feind Tag Heer Mauer Mann Lager Nacht Kampf Soldat], T9: [Krieg Deutschland Reich Frankreich Preußen Macht Zeit Kaiser Jahr Frieden], T87: [Tag Tisch Haus Frau König Mann Gast Herr Hand Abend]]
TM Hauptwörter (200): [T190: [Odysseus König Held Sohn Troja Vater Schiff Agamemnon Insel Theseus], T112: [Schwert Ritter Schild Waffe Lanze Pferd Speer Hand Helm Pfeil], T121: [Feind Reiter Pferd Heer Mann Flucht Lager Soldat Seite Reiterei], T136: [Leben Mensch Geist Natur Zeit Volk Welt Kunst Sinn Wesen]]
V'
"W
Z
3ö -
Peleus lauerte ihr einst auf, und als er den Knaben über
dem Feuer zappeln sah, schrie er laut auf und hinderte Thetis,
ihr Vorhaben ganz zu vollenden. Diese verließ nun den Peleus,
um nie wieder das Haus des sterblichen Gemahls zu besuchen,
und tauchte hinab in die Tiefe des Meeres zu ihrem Vater
und ihren Schwestern. Achilles aber war durch das Feuer
unverwundbar geworden bis auf die Fersen, an denen ihn
seine Mutter gehalten hatte, und die deshalb von dem Feuer
nicht berührt worden waren.
Peleus brachte seinen Sohn zum weisen Chiron, um ihn
zu einem Helden heranzubilden. Dieser nährte ihn mit den
Eingeweiden der Löwen und dem Marke der Eber und Bären,
wodurch er stark und kräftig wurde. Dem Achilles war vom
Schicksal ein doppeltes Loos bestimmt worden: entweder sollte
er fern von Waffen und Kämpfen, aber auch unberühmt, in
hohem Alter in der Heimath sterben, oder in der Blüthe der
Jahre mit unsterblichem Kriegsruhm gekrönt, in der Fremde
fallen. Zwischen beiden Lebensloosen hatte er die Wahl.
Nun hatte Kalchas, der Wahrsager im Griechischen Heere,
verkündigt, daß Troja ohne Achilles nicht erobert werden
könnte. Thetis aber wünschte aus mütterlicher Liebe ihren
Sohn vor dem Kriege zu bewahren, damit er, wenn auch ohne
Heldenruhm, in Ruhe und Frieden seine Tage verleben könnte,
und brachte ihn daher zum König.lykomedes auf die Insel
Skyros, wo er in Mädchenkleidern mit den Töchtern des Königs
erzogen ward. Als der Ruf von dem Zuge der Griechen
gegen Troja erscholl, und die Fürsten auch ihn zur Theil-
nahme auffordern wollten, blieb ihnen sein Aufenthalt lange
verborgen, bis es endlich dem schlauen Odysseus gelang, ihn
aufzufinden und zum Kampfe zu bestinimen. Als Kaufmann
verkleidet, kam er nach der Insel Skyros an den Hof des
Lykomedes, und breitete vor den Mädchen schöne Bänder,
Armspangen, Ringe und andere Putzsachen aus, darunter
aber auch Waffen. Die Töchter des Lykomedes griffen
nach den Schinucksachen, Achilles nach den Waffen. Da-
durch verrieth er sein Geschlecht, und der ruhmbegierige
Jüngling folgte gern der Einladung des Odysseus zum Zuge
nach Troja. Dort war sein Heldenarm den Griechen von
wesentlichem Nutzen: er allein erlegte eine Menge von Fein-
TM Hauptwörter (50): [T43: [König Held Sohn Mann Schwert Ritter Hand Tod Vater Feind]]
TM Hauptwörter (100): [T22: [Gott Zeus Sohn Tempel Göttin König Held Mensch Opfer Erde], T1: [König Held Herz Mann Volk Siegfried Land Lied Hand Tod], T77: [Baum Nacht Himmel Wald Tag Gott Kind Vogel Sonne Blume]]
TM Hauptwörter (200): [T190: [Odysseus König Held Sohn Troja Vater Schiff Agamemnon Insel Theseus], T81: [Herz Himmel Gott Welt Lied Leben Auge Erde Land Nacht]]
31
den und verwüstete drei und zwanzig Städte. Leider aber
brach im zehnten Jahre des Krieges zwischen ihm und dem
Völkerfürsten Agamemnon, der ihm seinen Antheil an der
Beute, die schöne Sclavin Briseis^ entriß, ein verderblicher
Zwist aus, der damit endigte, daß sich Achilles mit den Schaa-
ren seiner Myrmidonen, die er aus dem Phthierlande gegen
Troja geführt hatte, von den übrigen Griechen gänzlich trennte,
und von allen Kämpfen gänzlich fern hielt. So lag er denn
thatenlos im Zelte, mit den Klängen der Cither sich die Zeit
vertreibend, sah ruhig dem Kampfe zu, der schon in der Nähe
des Griechischen Lagers tobte, ihn rührte nicht die Noth seiner
Landsleute, und vergebens waren die Worte des beredten
Odysseus, der mit anderen Helden von Agamemnon gesandt,
durch Bitten und Verheißungen den grollenden Göttersohn zu
versöhnen suchte. Schon hatte er beschlossen, in weniger
Tage Frist zum heimathlichen Phthierlande zurückzusegeln, als
ihn der Tod des geliebten Freundes Patroklos aus seiner
trägen Ruhe riß. Patroklos war in Achilles Rüstung gegen
die Troer zum Streite gezogen, diese glaubten den Achilles
selbst zu schauen, flohen nach der Stadt, und viele sanken
unter den Händen des verfolgenden Helden. Doch zu weit
ließ er sich von seiner Kampflust fortreißen: der gewaltige
Hektar selbst stellte sich ihm entgegen, und Patroklos erlag
ihm im Streit.
Als Achilles die Leiche des theueren Gefährten sah, ward
es Nacht vor seinen Augen, mit beiden Händen griff er nach
dem schwarzen Staube und bestreute Haupt, Antlitz und Ge-
wand. Dann warf er sich, so riesig er war, zu Boden und
raufte sich das Haupthaar aus, und sein Jammergeheul schallte
so fürchterlich in die Lüste hinaus, daß seine Mutter die
Stimme des Weinenden vernahm und aus dem Meer auf-
tauchend zu ihrem Sohne eilte. Hier hörte sie sein Leid und
seinen Entschluß, den gefallenen Freund zu rächen. Da aber
seine Rüstung in Hektors Hände gerathen war, begab sich
die Meergöttin selbst in die Wohnung des Hephästos, des
Schmiedegottes, der auf ihre Bitten dem Achilles eine neue
prächtige Rüstung verfertigte. Am bewundernswürdigsten
war der Schild: auf der Wölbung desselben bildete er die
Erde, das wogende Meer, den Himmel, mit Sonne, Mond
TM Hauptwörter (50): [T43: [König Held Sohn Mann Schwert Ritter Hand Tod Vater Feind]]
TM Hauptwörter (100): [T22: [Gott Zeus Sohn Tempel Göttin König Held Mensch Opfer Erde], T17: [Gott Herr Mensch Wort Leben Herz Welt Hand Vater Himmel], T82: [Hand Pferd Schwert Fuß Schild Kopf Waffe Lanze Ritter Mann], T77: [Baum Nacht Himmel Wald Tag Gott Kind Vogel Sonne Blume], T88: [Sohn Vater König Tod Kaiser Tochter Bruder Jahr Mutter Gemahlin]]
TM Hauptwörter (200): [T190: [Odysseus König Held Sohn Troja Vater Schiff Agamemnon Insel Theseus], T2: [Schiff Stadt Tag Nacht Sturm Feind Ufer Meer Land Feuer], T81: [Herz Himmel Gott Welt Lied Leben Auge Erde Land Nacht], T131: [Licht Erde Sonne Körper Auge Himmel Bild Gegenstand Luft Wolke], T116: [Vater Kind Mutter Sohn Bruder Herr Mann Auge Frau Hand]]
35
gen. Dann ließ Achilles fern und ungesehen vom Vater,
den Leichnam waschen, salben und bekleiden. Er selbst legte
ihn auf ein unterbreitetes Lager, rief, während die Freunde
den Todten auf den mit Maulthieren bespannten Wagen
hoben, den Namen seines Freundes an und sprach: „Zürne
und eifere mir nicht, Patroklos, wenn du etwa in der Nacht
der Unterwelt vernimmst, daß ich Hektars Leiche seinem Vater
zurückgebe! Er hat kein unwürdiges Lösegeld gebracht, und
auch dir soll dein Antheil werden."
Nun kehrte er zurück ins Zelt, setzte sich dem König
wieder gegenüber und sprach: „Siehe, dein Sohn ist jetzt ge-
löst, o Greis, wie du es gewünscht hast; er liegt in ehrbare
Gewänder eingehüllt. Sobald der Morgen sich röthet, magst
du ihn schauen und davon führen. Jetzt aber laß uns der
Nachtkost gedenken, du hast noch Zeit genug, deinen lieben
Sohn zu beweinen, wenn du ihn zur Stadt gebracht hast,
denn wohl verdient er viele Thränen." Darauf ließ Achilles
ein Mahl bereiten, und bewirthete seinen Gast. Während
des Mahles staunte Priamos über Wuchs und Gestalt des
Helden, und dieser bewunderte seinerseits das würdevolle
Antlitz und die weise Rede des Greises. Darauf ward ihm
ein Lager in der Halle bereitet, und nachdem ihm Achilles
eine Waffenruhe von eilf Tagen zur Bestattung des edlen
Hektor verhießen hatte, legten sich beide schlafen. Vor An-
bruch des Tages aber weckte Hermes den Greis, und mahnte
ihn zur Rückfahrt nach Troja, die er unter dem Schutze des
Gottes glücklich vollendete und darauf die nöthigen Anstalten
zur Bestattung seines Sohnes traf.
Bald entbrannte der Kampf von neuem; Achilles erschlug
viele Feinde und verfolgte die Trojaner bis vor die Stadt.
Hier schickte er sich an, die Thorflügel aus den Angeln zu
heben, als Apollo, den Troern günstig gesinnt, vom Olymp
herabstieg und dem Helden zurief, vom Kampfe abzulassen.
Doch Achilles verachtete die Warnung des Gottes; da ver-
hüllte sich der zürnende Apollo in ein schwarzes Gewölk,
legte einen Pfeil aus seinen Bogen und schoß aus dem Nebel
dem Peliden in die verwundbare Ferse, daß er wie ein Thurm
zu Boden stürzte. Er zog den Pfeil aus der Wunde, das
schwarze Blut quoll heraus; dennoch erhob er sich mit einem
3 *
TM Hauptwörter (50): [T43: [König Held Sohn Mann Schwert Ritter Hand Tod Vater Feind]]
TM Hauptwörter (100): [T22: [Gott Zeus Sohn Tempel Göttin König Held Mensch Opfer Erde], T1: [König Held Herz Mann Volk Siegfried Land Lied Hand Tod], T23: [Stadt Feind Tag Heer Mauer Mann Lager Nacht Kampf Soldat], T77: [Baum Nacht Himmel Wald Tag Gott Kind Vogel Sonne Blume], T16: [Ende Körper Strom Bild Hebel Hand Auge Wasser Gegenstand Seite]]
TM Hauptwörter (200): [T2: [Schiff Stadt Tag Nacht Sturm Feind Ufer Meer Land Feuer], T190: [Odysseus König Held Sohn Troja Vater Schiff Agamemnon Insel Theseus], T102: [Glocke Stimme Wort Hand Auge Ohr Kirche Ton Fenster Herr], T116: [Vater Kind Mutter Sohn Bruder Herr Mann Auge Frau Hand], T75: [Strom Elektrizität Ende Eisen Magnet Elektricität Körper Draht Funke Leiter]]
Extrahierte Personennamen: Achilles Achilles Achilles Achilles Apollo Achilles
37
den Schätzen den Frieden, verleugnete seine Freundschaft mit dem
Könige Priamos und überlieferte die anvertrauten Kostbar-
keiten und den Polhdoros selbst an Ajax. Auf einem an-
deren Kriegszuge erbeutete sich Ajax die durch Schönheit und
Edelsinn bekannte Tekmessa, die er wie eine Gemahlin
schätzte. In den Feldschlachten gegen die Troer bewies er
stets eine unwiderstehliche Tapferkeit und stand mit seinem
aus sieben über einander geschichteten Stierhäuten verfertigten
Schilde wie ein Thurm im Kampfe, weshalb er auch der
„Hort der Achäer" genannt wird. So hielt er einst und
mit ihm ein anderer Held, auch Ajax genannt, der Sohn
des Oileus, den Andrang des wüthenden Hektor und der
Troer ab, als diese schon bis zu dem Schiffslager gedrungen
waren. Beide Ajax nahmen kein glückliches Ende. Der
Sohn des Oileus hatte bei der Eroberung von Troja die
Kassandra, die weissagende Tochter des Priamos, am
Altare der Athene (Minerva) nicht verschont, daher sandte
ihm die beleidigte Göttin auf der Rückfahrt einen Sturm, der
sein Schiff und ihn selbst zerschmetterte. — Der Telamonier
Ajax fand seinen Untergang durch eigene Hand im grimmen
Hasse gegen Odysseus.
Odysseus, König der Insel Jthaka und Dulichion im
jonischen Meere, zeichnete sich nicht sowohl durch Tapferkeit
als durch Beredtsamkeit, Schlauheit und Erfindungsgabe aus.
Er war anfänglich nicht geneigt nach Troja zu ziehen, denn
es war ihm geweissagt, daß er erst nach zwanzig Jahren
sein Vaterland Wiedersehen sollte. Daher stellte er sich wahn-
sinnig und pflügte in verstelltem Wahnsinn einen kahlen
Felsen. Aber Palamedes, der auch sonst dem Agamem-
non viele Fürsten für seinen Zug nach Troja gewann, merkte
die List und legte ihm seinen kleinen Sohn Telemachos vor
den Pflug, worauf der Vater, um den Sohn nicht zu ver-
letzen, vorsichtig umlenkte und sich dadurch verrieth. Nun
half kein weiterer Vorwand, und er zog mit seinen Schiffen
nach Troja. Einst ging er mit seinem Freunde Diomedes-
im Dunkel der Nacht auf Kundschaft aus nach dem Lager
der Troer. Auf dem Wege begegnete ihnen Dolon, ein
Späher der Feinde. Diesen forschte Odysseus aus, und er-
fuhr von ihm, daß eben Rhesos, ein Thrakischer Fürst, mit
TM Hauptwörter (50): [T43: [König Held Sohn Mann Schwert Ritter Hand Tod Vater Feind]]
TM Hauptwörter (100): [T22: [Gott Zeus Sohn Tempel Göttin König Held Mensch Opfer Erde], T23: [Stadt Feind Tag Heer Mauer Mann Lager Nacht Kampf Soldat]]
TM Hauptwörter (200): [T190: [Odysseus König Held Sohn Troja Vater Schiff Agamemnon Insel Theseus]]
38
herrlichen Rossen im Lager cher Troer angelangt sei. Nach-
dem sie den Späher getödtet hatten, zogen sie weiter und
fanden die schlafende Schaar der Thrakier mit den Rossen.
Hier richteten sie ein gräßliches Gemetzel unter den Schlafen-
den an und führten alsdann die Rosse glücklich ins griechische
Lager. Als alle Tapferkeit Troja einzunehmen nicht ver-
mochte, war es Odysseus, der den Rath gab, das hölzerne
Pferd zu bauen, und durch diese List gelang die Eroberung
der Stadt. Nach dem Tode des Achilles erhob sich zwischen
Odysseus und dem Telamonier Ajax Streit um die herrliche
Rüstung des Göttersohnes, und als die Schiedsrichter sie
dem Odysseus zusprachen, entbrannte Ajax von Rache gegen
den Widersacher. Doch Athene schlug ihn mit Wahnsinn,
und statt unter die Griechen siel der Verblendete unter eine
Heerde Schafe, die er niedermachte. Bald aber nahm die
Göttin den Wahn von ihm, und nun sah der Held seine
Schmach, daß er statt seiner Feinde harmlose Thiere zerfleischt
hatte. Vor Verzweiflung stürzte er sich in sein eigenes
Schwert. Den Odysseus aber hielten zehnjährige Irrfahrten
von der Heimath entfernt.
Als Muster der Weisheit und Klugheit steht im Griechi-
schen Heere der alte, ehrwürdige Nestor da, König von
Pylos in Messinien. Er war der älteste der Griechischen
Fürsten und lebte schon im dritten Menschenalter. Fehlte
ihm auch die jugendliche Kraft, das Schwert und den Speer
zu schwingen, so war er doch hochgeehrt im Heere wegen
seines klugen Rathes und seiner Erfahrungen, wodurch er
alle jüngeren Helden übertraf. Seinen Rath wußte er mit
solcher Beredtsamkeit zu empfehlen, daß man sagte, ihm fließe
süßer als Honig vom Munde die Rede. Er allein kam von
allen Griechen ohne Unfall in der Heimath an und erreichte
ein Alter von neunzig Jahren.
Auch Diomedes, der Sohn des Tydeus, gehörte zu
den tapfersten Helden und erfreute sich im Kampfe des be-
sondern Schutzes der Göttin Athene, so daß er einst in der
TM Hauptwörter (50): [T43: [König Held Sohn Mann Schwert Ritter Hand Tod Vater Feind], T37: [Gott Mensch Herr Herz Leben Wort Welt Himmel Tag Hand]]
TM Hauptwörter (100): [T22: [Gott Zeus Sohn Tempel Göttin König Held Mensch Opfer Erde], T17: [Gott Herr Mensch Wort Leben Herz Welt Hand Vater Himmel], T23: [Stadt Feind Tag Heer Mauer Mann Lager Nacht Kampf Soldat], T98: [Volk Land König Krieg Zeit Feind Mann Macht Freiheit Kaiser], T1: [König Held Herz Mann Volk Siegfried Land Lied Hand Tod]]
TM Hauptwörter (200): [T190: [Odysseus König Held Sohn Troja Vater Schiff Agamemnon Insel Theseus], T59: [Tod Leben Volk Herz Freund Mann Wort König Tag Feind], T81: [Herz Himmel Gott Welt Lied Leben Auge Erde Land Nacht]]
40
zu schmähen, doch Odysseus tadelte den Lästerer und schlug
ihn mit seinem Scepter, daß sich blutige Schwielen auf dem
getroffenen Rücken erhoben, zum großen Gelächter der übrigen
Griechen, die seine schmerzhafte Miene sahen. Als einst
Thersites sich erdreistete, sogar den göttlichen Achilles zu
lästern, ward er von diesem getödtet.
3. Paris Kampf mit Menelaos.
Das Heer, auf Nestors Rath nach Volksstämmen ge-
ordnet, stand in Schlachtordnung, als man endlich den Staub
der aus ihren Mauern heranziehenden Trojaner gewahr
wurde. Nun setzten sich auch die Griechen in Bewegung.
Als beide Heere einander nahe genug waren, daß der Kampf
beginnen konnte, schritt aus der Nähe der Trojaner der Königs-
sohn Paris vor, in ein buntes Pantherfell gekleidet, den
Bogen um die Schulter gehängt, sein Schwert an der
Seite, und indem er zwei spitze Lanzen schwenkte, forderte
er den tapfersten aller Griechen heraus, mit ihm den Zwei-
kampf zu wagen. Als diesen Menelaos aus den sich heraus-
wälzenden Schaaren hervorspringen sah, freute er sich wie
ein junger Löwe, dem eine ansehnliche Beute, ein Gemsbock
oder ein Hirsch in den Weg kommt, und schnell sprang er
in voller Rüstung von seinem Wagen zur Erde herab, den
frevelhaften Dieb seines Hauses zu bestrafen. Dem Paris
graute beim Anblick eines solchen Gegners, und er entzog
sich dem Kampfe erblassend und in das Gedränge seiner
Landsleute zurückfahrend, als hätte er eine Natter gesehen.
Als ihn Hektor so in die Menge der Trojaner zurücktauchen
sah, rief er ihm voll Unmuth zu: „Bruder, du bist doch nur
von Gestalt ein Held, in Wahrheit aber nichts als ein weibi-
scher, schlauer Verführer. Wärest du lieber gestorben, ehe du
um Helena gebuhlt! Siehst du nicht, wie die Griechen ein
Gelächter erheben, daß du es nicht wagest, dem Manne
Stand zu halten, dem du die Gattin gestohlen hast? Du
wärest werth, zu erfahren, an welchem Manne du dich ver-
sündigt, und ich würde dich nicht bemitleiden, wenn du dich
verwundet auf dem Boden wälztest und der Staub dein zier-
liches Lockenhaar besudelte." Paris aber antwortete ihm:
TM Hauptwörter (50): [T43: [König Held Sohn Mann Schwert Ritter Hand Tod Vater Feind]]
TM Hauptwörter (100): [T82: [Hand Pferd Schwert Fuß Schild Kopf Waffe Lanze Ritter Mann], T23: [Stadt Feind Tag Heer Mauer Mann Lager Nacht Kampf Soldat], T22: [Gott Zeus Sohn Tempel Göttin König Held Mensch Opfer Erde], T17: [Gott Herr Mensch Wort Leben Herz Welt Hand Vater Himmel], T88: [Sohn Vater König Tod Kaiser Tochter Bruder Jahr Mutter Gemahlin]]
TM Hauptwörter (200): [T190: [Odysseus König Held Sohn Troja Vater Schiff Agamemnon Insel Theseus], T112: [Schwert Ritter Schild Waffe Lanze Pferd Speer Hand Helm Pfeil], T59: [Tod Leben Volk Herz Freund Mann Wort König Tag Feind], T81: [Herz Himmel Gott Welt Lied Leben Auge Erde Land Nacht], T179: [Gott Mensch Wort Welt Erde Glaube Herr Sünde Himmel Satz]]
44
Auf dem Kampfplatze durchstürmte Menelaos noch immer
wie ein Raubthier das Heer, den verschwundenen Paris aus-
spähend: aber weder ein Trojaner noch ein Grieche konnte
ihm den Fürsten zeigen, und doch hätten sie ihn gewiß nicht
verhehlt, denn er war Beiden zuwider wie der Tod. End-
lich erhob Agamemnon seine Stimme und sprach: ,,Höret
mein Wort, ihr Dardaner und Griechen! Menelaos ist der
offenbare Sieger. So gebet uns denn jetzt Helena sammt
den Schätzen zurück und bezahlet uns für alle Folgezeit einen
Tribut!" Die Argiver nahmen diesen Vorschlag mit Jubel
auf, die Trojaner schwiegen. Bald entbrannte, da sich die
Trojaner zum Bruche des Bündnisses verleiten ließen, der
Kampf von neuem.
6. Hektar und Ajar im Lweikamps.
Als einst die Göttin Athene vom Olymp herab die beiden
Brüder Hektor und Paris zum Kampfe hineilen sah, flog sie
stürmisch hinunter zur Stadt Troja. An des Zeus Buche
begegnete ihr Apollo, der von der Zinne der Burg, von wo
er die Schlacht der Trojaner lenkte, daher kam, und seine
Schwester anredete: ,,Welch ein heftiger Eifer treibt dich vom
Olymp herunter, Pallas? Bist du noch immer auf den Fall
der Trojaner bedacht, Erbarmungslose? Wolltest du mir doch
gehorchen und für heute den Entscheidungskampf ruhen lassen.
Ein andermal mögen sie die Feldschlacht erneuern, weil ihr,
du und Hera, doch nicht ruhet, bis ihr die hohe Stadt Troja
verwüstet habt!" Ihm antwortete Athene: „Fernhintreffer, es
sei, wie du sagst; und in derselben Absicht bin ich auch vom
Olymp herabgekommen. Aber sage mir, wie gedenkst du den
Männerkampf zu stillen?" — „Wir wollen," sprach Apollo,
„dem gewaltigen Hektor seinen Muth noch steigern, daß er
einen der Danaer zum entscheidenden Zweikampf herausfordert,
laß uns dann sehen, was diese thun " Athene war damit
zufrieden.
Das Gespräch der Unsterblichen hatte der Seher Helenos
in seiner Seele vernommen; eilig trat er zu Hektor und
sprach: „Weiser Sohn des Priamos, wolltest du diesmal
meinem Rathe gehorchen, der ich dein liebender Bruder bin?
TM Hauptwörter (50): [T43: [König Held Sohn Mann Schwert Ritter Hand Tod Vater Feind], T37: [Gott Mensch Herr Herz Leben Wort Welt Himmel Tag Hand]]
TM Hauptwörter (100): [T22: [Gott Zeus Sohn Tempel Göttin König Held Mensch Opfer Erde], T17: [Gott Herr Mensch Wort Leben Herz Welt Hand Vater Himmel], T1: [König Held Herz Mann Volk Siegfried Land Lied Hand Tod]]
TM Hauptwörter (200): [T190: [Odysseus König Held Sohn Troja Vater Schiff Agamemnon Insel Theseus], T102: [Glocke Stimme Wort Hand Auge Ohr Kirche Ton Fenster Herr]]
Extrahierte Personennamen: Agamemnon Helena Apollo
Extrahierte Ortsnamen: Paris Paris Troja Pallas Troja